Landtagsfraktion zu Gast im Westen des Bördekreises
Denn sie wissen, wovon sie sprechen
20.09. 2011
In Vorbereitung eines eigenen Finanzausgleichsgesetzentwurfs führte die
Linksfraktion eine öffentliche Sitzung in der Einheitsgemeinde Weferlingen-Oebisfelde
durch
"Unsere Kämmerer sollten griechisch lernen weil sie mit ihrem Latein am Ende sind": Ihren
Humor hat Silke Wolf noch nicht verloren, obwohl die linke Bürgermeisterin der
Einheitsgemeinde Stadt Weferlingen-Oebisfelde allen Grund hätte, ordentlich Frust zu
schieben. Was die Linksfraktion während ihrer öffentlichen Fraktionssitzung im Ortsteil
Weferlingen über die Situation der Kommune erfuhr, war exemplarisch. An der "westlichsten
Kante", wo Silke Wolf ihre Gemeinde verortete, geht die Sparwut des Landes eben auch nicht
vorbei und echte "Dorfpossen" tun ihr Übriges dazu.
Um das Ergebnis der öffentlichen Sitzung vorweg zu nehmen: Die Linksfraktion erhielt
schlichtweg Bestätigung für ihr Vorhaben, das Finanzausgleichsgesetzt (FAG) des Landes mit
einem eigenen Entwurf neu zu gestalten und die öffentliche Daseinsvorsorge in den
Kommunen zu sichern. Wenn Silke Wolf von finanziellen Kürzungen im Kita- und
Seniorenbereich oder der Schließung von Standorten freiwilliger Feuerwehren sprach, könnte
ein landesweiter kommunaler Chor mit einstimmen. Und die Bürgermeisterin wusste
eindringlich die Folgen zu schildern: Bildungsaufträge, die nicht mehr erfüllt werden können
und Ortsteile, die mit ihren Feuerwehren wichtige kulturelle Zentren verlieren.
Über die Konsequenzen ihres Handelns scheint sich die Landesregierung nicht im Klaren zu
sein, meinte Wulf Gallert. "Es kann nicht sein, dass die Schuldenbremse des Landes auf
Kosten der Kommunen angezogen wird, die sich ihrerseits immer tiefer verschulden". Mit
ihrem eigenen Entwurf eines Finanzausgleichsgesetz wolle die Linksfraktion die schlimmsten
Probleme der Kommunen angehen. Man unterstütze die Position der kommunalen Ebene, die
nicht zuletzt in Gestalt des Städte- und Gemeindebundes entschieden auf Missstände
aufmerksam gemacht habe, so der Fraktionsvorsitzende.
Es sind eben auch spezifische Probleme vor Ort, die das Thema Kommunalfinanzen
komplexer gestalten, als die Gedankengänge derjenigen, die den Rotstift schwingen. Wenn
etwa eine Einheitsgemeinde wie Weferlingen-Oebisfelde hohe Anschlusskosten aufbringen
muss, um den Funk- und Internetloch zu entkommen oder Bieber gern mal Bäume umlegen
und die Gemeinde die Folgekosten durch EU-Naturschutzauflagen trägt. "Dringliche"
Maßnahmen wie die Änderung der DIN-Vorschrift für Flucht- und Rettungswege sind dann
wohl das, was Silke Wolf unter anderem mit "Dorfposse" meinte. "Das kommt für uns zur
Unzeit und kostet uns zusätzliche Gelder für die Anbringung neuer Schilder", sagte sie.
Während der Diskussion zur öffentlichen Fraktionssitzung waren nahezu alle Fachpolitiker
gefragt, denn es galt das Thema Kommunalfinanzen von möglichst vielen Seiten zu
beleuchten. Die wichtigsten Eckpunkte bei der Neugestaltung des FAG hatte der
kommunalpolitische Sprecher der Linksfraktion Gerald Grünert herausgestellt und nicht
zuletzt lieferten Silke Wolfs Erfahrungen mit den neu geschaffenen kommunalen Strukturen
einiges an Input. "Brüche und Komplikationen sind nicht untypisch", meinte Wulf Gallert. Die
neuerliche Ankündigung des Innenministers, Ortschaftsräte durch Änderungen in der
Gemeindeordnung zu stärken, sehe man in diesem Zusammenhang skeptisch. Zumindest bis
Holger Stahlknecht die Antwort nachreicht, wie das Ganze zukunftsfähig und im Sinne einer
positiven Entwicklung vor Ort geschehen kann.
Erfahrungen auf kommunaler Ebene steuerten schließlich auch Thomas Kluge, Kämmerer des
Landkreis Börde, und Thomas Schmette, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Elbe-Heide
zur öffentlichen Fraktionssitzung bei. Von Kluge bekam die Linksfraktion eine Resolution
gegen die Kürzung kommunaler Zuweisungen überreicht. Und da man den Horizont nie genug
erweitern kann, strömten die einzelnen Arbeitskreise der Fraktion anschließend in
unterschiedlichste Einrichtungen im Bördekreis aus. Stationen waren unter anderem der
Kindercampus Weferlingen, die Feuerwehr Oebisfelde und der Abwasserverband "Untere
Ohre" in Haldensleben.
Katja Müller